Interpipe: Monitoring reduzierte Lieferverzögerungen von 30% auf 4%
Die hohen Anforderungen der europäischen Kunden zu erfüllen, den Transportmanagementprozess zu optimieren und, last but not least, den Anteil der verspäteten Lieferungen zu reduzieren – das sind nur einige der Herausforderungen, denen sich das ukrainische Industrieunternehmen Interpipe kürzlich gestellt hat. Svitlana Surowa, Logistikleiterin bei Interpipe, erzählt uns, wie sie es geschafft haben, diese Ziele in die Tat umzusetzen.
- Interpipe ist ein ukrainisches Industrieunternehmen, das Stahlrohre, Eisenbahnräder und Radsätze herstellt. Es gehört zu den TOP10 Exporteuren von nahtlosen Rohren weltweit und belegt dazu aktuell den 3.Platz unter den Herstellern von Eisenbahnrädern auf dem Weltmarkt. Das Unternehmen liefert Produkte in mehr als 80 Länder auf der ganzen Welt. Zu seinen Kunden gehören Raffinerien, Bauunternehmen und Automobilwerke sowie Eisenbahnen und Schienenfahrzeugwerke in Europa, dem Nahen Osten, Nordamerika und der GUS.
In der Vor-Covid-Ära war die Digitalisierung von Prozessen noch ein Trend. Heute ist sie eine unverzichtbare Voraussetzung für Unternehmen, die wettbewerbsfähig bleiben wollen. Die Online-Frachtüberwachung ist eine der Dienstleistungen, die von immer mehr Unternehmen benötigt wird. Warum haben Sie sich entschieden, das Monitoring bei Interpipe zu implementieren?
Aus mehreren Gründen:
- Das Unternehmen als Ganzes benötigte solch eine Lösung. Interpipe liefert seine Produkte direkt in die Lagerhäuser der Kunden. Daher ist es wichtig, die Pünktlichkeit der Lieferung zu kontrollieren, um unsere Verpflichtungen zu erfüllen. Darüber hinaus digitalisieren wir immer mehr Prozesse im Unternehmen – sowohl in der Produktion als auch im Service. Sie werden vollständig transparent, zuverlässig und überschaubar. Die Lieferkette ist da keine Ausnahme.
- Unsere Stammkunden benötigten solch eine Lösung. Die meisten unserer europäischen Kunden haben ein System zur Buchung von Entladeslots nach Datum und Uhrzeit. Wenn Sie eine Ladung ausliefern, müssen Sie Tausende von Kilometern zurücklegen – der Lkw kann den Lieferplan evtl. nicht einhalten, zu spät zum Abladen kommen oder früher als geplant eintreffen. Deshalb müssen wir den Kunden spätestens 48 Stunden vor Buchungsbeginn über die zeitliche Änderung informieren, damit der Kunde die Möglichkeit hat, das nächste freie Zeitfenster zu buchen. Sonst muss das Auto auf einen neuen Entladeslot warten; die Wartezeit ist dabei unvorhersehbar.
- Unsere Logistikabteilung benötigte solch eine Lösung. Es ist notwendig, jede Lieferung täglich zu überwachen. Dieser Teil der Arbeit war recht zeitaufwendig. Manchmal hatten wir auch mit dem Problem der Fehlinformation zu kämpfen – sowohl seitens des Fahrers als auch der Frachtführer.
Welche Kriterien haben Sie bei der Auswahl des Auftragnehmers berücksichtigt?
In erster Linie geht es uns um die Erfahrung der Unternehmen. Andere Auftragnehmer schlugen zum Beispiel vor, entweder alle Frachtführer an ein Navigationssystem anzuschließen, Tracker während des Beladens auszugeben oder alle Fahrer über eine mobile App zu verbinden. Keine dieser Optionen war für uns geeignet, weil jede Option ihre Nachteile hatte, z. B. wie soll man einem Frachtführer erklären, dass er seinen Vertrag mit seinem Anbieter kündigen und sich mit dem von uns empfohlenen Anbieter verbinden muss? Wie würde die Rückgabe von Trackern gehandhabt werden? Wer würde die materielle Haftung tragen? Wer wird die Tracker im Firmenvermögen erfassen? Wie kann man alle Fahrer mit Telefonen mit stabiler Internetverbindung sowohl in der Ukraine als auch in Europa versorgen? Die Trans.eu-Plattform war in dieser Hinsicht eindeutig führend, da sie vorschlug, eine maximale Anzahl von Anbietern in ein System zu integrieren, wodurch Frachtführer keine Verträge neu verhandeln und die Anbieter nicht wechseln mussten. Außerdem war Trans.eu zu diesem Zeitpunkt bereits mit rund 100 Anbietern integriert und Fahrzeuge, die schon mit einem der Anbieter angeschlossen waren, konnten vom ersten Tag an überwacht werden.
Wie sah das Überwachungssystem von Lieferungen früher aus?
Vor der Implementierung des Projekts lief dieser Prozess vollkommen manuell ab. Jeder Logistiker überwachte seine Fahrzeuge über das Telefon. Alle Daten wurden in eine Tabelle eingetragen, die den Kunden zugesendet wurde. In Zeiten höchster Arbeitsbelastung mussten war es sogar notwendig, einen zusätzlichen Mitarbeiter (Disponenten) einzustellen, der sich direkt mit der Erfassung der Informationen von Fahrern und Frachtführern über den Standort der Fahrzeuge und das voraussichtliche Ankunftsdatum am Entladeort beschäftigte. Das lag daran, dass Logistiker mit der Suche und Überwachung von Fahrzeugen bis zum Zeitpunkt des Entladens nicht mithalten konnten.
Wie sieht der Prozess heute aus?
Der Prozess der Fahrzeugüberwachung ist jetzt automatisiert und stark vereinfacht. Wir haben einen einheitlichen Bericht erstellt, der alle Lieferungen in Echtzeit enthält. Um den Kunden über den Standort eines bestimmten Fahrzeugs zu informieren, genügt es nun, den Bericht zu aktualisieren. Eine weitere erwähnenswerte Funktion, die von unseren Experten verbessert wurde, ist eine Online-Karte aller Fahrzeuge, die auf der Straße unterwegs sind. Auf dieser Karte sind die Fahrzeuge nach Farben gruppiert (nach dem Ampelsystem) – pünktlich zum Liefertermin, verspätet oder frühzeitig eintreffend. Wenn Sie mit der Maus über ein bestimmtes Symbol fahren, können Sie Details zur Fahrzeugnummer, zum Frachtführer/Spediteur, zum Fahrer, zur Bestellnummer und zum Frachttyp des Fahrzeugs sehen. Dies ist sehr bequem und in Bezug auf Daten sehr umfassend, sowohl für den Logistiker als auch für den Kunden.
Hervorzuheben ist auch, dass der Logistiker dank des Projekts nur dann in den Prozess involviert ist, wenn das System bei der Berechnung der geplanten Ankunftszeit beim Kunden eine frühere oder spätere Ankunft des Fahrzeugs anzeigt.
Momentan arbeiten wir gemeinsam mit Trans.eu an der Implementierung einer weiteren Aufgabe im Monitoring-Projekt – dem Kundenbereich. Es ist unverzichtbar, dass der Kunde seinen eigenen Auftrag vom Zeitpunkt der Produktion bis zur Lieferung an sein eigenes Lager überwachen kann.
Welche Ergebnisse dieser Service-Implementierung halten Sie für entscheidend?
Das gröβte Problem für uns sind Verspätungen, weil die Kunden strenge Beschränkungen bezüglich des Entladedatums und der -uhrzeit haben. Mit Hilfe dieses Projekts wurde diese Herausforderung, die zur Kategorie der Risiken gehört, deutlich reduziert. So lag der Anteil der Lieferstörungen vor der Umsetzung des Projekts bei 30,4 % aller Transporte. Derzeit nähert sich dieser Indikator dem Niveau von 3-4 %.Wir konnten die Lieferstörungen durch zwei Lösungen minimieren:
- die Frachtführer/Spediteure wissen, dass der Logistiker jederzeit nachverfolgen kann, wo sich das Fahrzeug befindet, und sind daher verantwortungsbewusster, was die Einhaltung von Zeitfenstern (Buchung eines Versandtermins) angeht;
- der Logistiker sieht sofort, wann eine Lieferstörung möglich ist (ein Fahrzeug ist deutlich vor dem Zeitplan oder, umgekehrt, verspätet) und informiert den Kunden zeitnah – spätestens innerhalb von 48 Stunden.
Dank dieses Projekts hat sich auch die Zeit der Verbindungen mit Fahrern und Frachtführern/Spediteuren verkürzt, was den Logistikern mehr Zeit für die Suche nach neuen Partnern, die Umsetzung neuer Projekte und andere strategische Angelegenheiten des Unternehmens gibt.
- Das Interview wurde geführt mit Svitlana Surova, Logistikleiterin, Interpipe
- Logistikleiterin, Interpipe